23.10.23 PM Blaues Juwel und Jäger im Unterwasserwald
Ökologischer Workshop zum Obermain
Ebensfeld (Lkr. Lichtenfels). Beim ökologischen Workshop des Flussparadieses Franken standen die Naturschätze des Mains im Mittelpunkt. Aus so unterschiedlichen Bereichen wie Umweltbildung, Wasserwirtschaft, Landschaftspflegeverband, Kreisjugendring, Kanuvermieter, Kanuvereine, Naturpark, Realschule, Landkreisverwaltung und Regierung waren 15 Personen der Einladung des Flussparadieses Franken ins Rathaus nach Ebensfeld gefolgt. Elisabeth Winter-Brand war für den Deutschen und Bayerischen Kanu-Verband sogar extra aus Wörth a. Main angereist. „Weil uns der Main wichtig ist“, wie sie betont.
Sophia Hochrein, Leiterin der LBV-Umweltstation Fuchsenwiese, nahm die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf eine Reise in den Lebensraum Fluss. Mit den Methoden der Umweltbildung lernten alle spielerisch, dass der Biber nur Pflanzen aber kein Holz frisst, wie vielfältig die Unterwasserwelt zwischen den Kieselsteinen ist und am Schluss wurde sogar eine eigene Flusslandschaft gestaltet.
Ziel des Workshops war es, gemeinsam zu testen, wie in Quiz-Form ein Grundwissen über die Flussökologie vermittelt werden kann. Und zwar so, dass es auch von Laien gut anwendbar und unkompliziert ist. Wer den Jäger im Unterwasserwald als Stofftier-Hecht oder die aus Holz nachgebauten Eier des Flussregenpfeifers selbst anfassen kann, bekommt dadurch ein direktes Verständnis für die Flussnatur. Wenn dann bei der Kanufahrt tatsächlich ein Eisvogel als blaues Juwel vorbeifliegt, weiß man, warum man Abstand zur Bruthöhle im Steilufer halten soll. Das Konzept wird jetzt vom Flussparadies Franken umgesetzt und dann interessierten Partnern für die Praxis zur Verfügung gestellt. Ermöglicht wird dies durch Fördermittel des europäischen LEADER-Programms.
Europäisches Naturerbe
Dass der Obermain im europäischen NATURA-2000-Schutzgebietsnetz besonders wertvoll ist, hängt damit zusammen, dass er zwischen Hausen bei Bad Staffelstein und Hallstadt nie durch Wehre aufgestaut worden ist. Auf diesen 35 Kilometern kann er frei fließen. Aber erst durch die seit den 1990er Jahren vom Wasserwirtschaftsamt durchgeführten konsequenten Renaturierungen, kann der Fluss sein volles Potential als Lebensraum entfalten. Bei diesen Maßnahmen werden die vom Menschen im 19. und 20. Jahrhundert gepflasterten Uferböschungen wieder in flusstypische Ufer zurück gebaut. Bei Unterbrunn ist in Kooperation mit der Kiesindustrie sogar eine ehemalige Mainschleife wieder angebunden worden und im Inneren der Schleife eine großflächige Auenlandschaft entstanden. Eine ähnliche Maßnahme findet derzeit zwischen Zapfendorf und Ebing statt.
In diese wieder naturnahen Flussbereichen mit Kiesbänken, Buchten und Uferabbrüchen kehren Tiere und Pflanzen zurück. Und auch der Mensch kann dem Main wieder näherkommen. Klar ist aber auch: an naturnahen Flüssen ist es besonders wichtig, sich mit Rücksicht in der Natur zu verhalten. Darum gibt es seit 2005 für die freie Fließstrecke des Obermains die von allen Partnern gemeinsam entwickelte Regeln für die Befahrung mit Kanus. Zum Schutz der Lebenswelt unter Wasser gilt eine Mindestwasserstand von 2,20 m am Pegel Kemmern. Und um die Kinderstuben der Vögel nicht zu stören, darf nur an den mit der Gelben Welle gekennzeichneten Stellen gehalten bzw. ein- und ausgestiegen werden. Außerdem sind die Kanufahren auf die Zeit zwischen 9 und 18 Uhr begrenzt und es soll in kleinen Gruppen und nur flussabwärts gefahren werden. Weitere Infos www.flussparadies-franken.de